Corona-Politik: Gefangen im kommunikativen Widerspruch

Im Wirrwarr der aktuellen Kommunikationsströme ist es für Politiker und Entscheidungsträger wichtig, sich folgende Fakten vor Augen zu halten:

Immunisierung oder möglichst tiefe Infektionsrate – unmöglich zu kombinieren!

Normalität für alle Bevölkerungsschichten kehrt nur zurück, wenn entweder geimpft werden kann oder ein Immunisierungsgrad von ca. 70% erreicht wird. Da ein Impfstoff noch nicht in greifbarer Nähe ist, sondern sehr wahrscheinlich frühestens in 12 Monaten erhältlich sein wird, kommt aus sozioökonomischen Gründen nur die kontrollierte Immunisierung, sprich «Durchseuchung», der Bevölkerung in Frage.

70% Immunisierung heisst, dass in der Schweiz ca. 6 Mio. Leute die Infektion durchlaufen haben müssen. Daher macht die aktuelle Kommunikationsstrategie mit möglichst tiefen Infektionsraten keinerlei Sinn! Aktuell werden nur ca. 28'000 (Stand 20.4.2020) aktuelle respektive bereits durchlaufene Infektionen in der Schweiz kommuniziert. Dies sind aber nur die diagnostisch bestätigten Fälle. Da gemäss BAG-Anweisung aber nach wie vor nur die schweren Fälle respektive Risikogruppen überhaupt getestet werden dürfen, liegt die effektive Zahl an Infektionen inklusive der hohen Dunkelziffer an asymptomatischen Fällen aktuell 20-60 mal höher als die offiziell gemeldete Zahl. Das heisst de facto, dass bereits ein guter Teil der Bevölkerung (im hohen einstelligen respektive wahrscheinlich eher im zweistelligen Prozentbereich) infiziert respektive bereits immun ist. Diverse Studien aus dem In- und Ausland lassen diesen Schluss eindeutig zu.

Das neuerdings im Rahmen der Abriegelungsstrategie des Bundesrates propagierte Contact tracking mittels einer App würde nur Sinn machen, wenn breite Teile der Bevölkerung regelmässig (z.B. wöchentlich) getestet würden, was illusorisch ist. Zudem ist diese Abriegelungsstrategie wie schon erwähnt der falsche Ansatz, um der Coronainfektion Herr zu werden.

 

Der Anstieg der Infektionen muss daher gezielt und rasch erfolgen: nicht zu langsam, um eine zweite oder gar dritte Welle zu verhindern; aber auch nicht zu schnell, um eine allfällige Überlastung der Spitäler zu vermeiden. Zu langsames Ansteigen der Infektionen würde bedeuten, dass per Ende Jahr erst knapp 40% der Bevölkerung immun respektive infiziert sind. Eine etwas raschere Verbreitung der Infektion könnte jedoch eine 70% Immunisierung bereits im Juli zur Folge haben. Dass dies möglich ist, zeigt das Beispiel von Schweden eindrücklich. Dort ist mit guten Hygienemassnahmen aber ohne Lockdown oder Maskenpflicht bereits ein Immunisierungsgrad von über 30% erreicht worden bei vergleichbarer Sterberate.

 

Statt wie bisher nur die Anzahl Infektionen und Todesfälle zu melden und eine möglichst tiefe Rate an (getesteten) Infektionen auszuweisen und zu feiern, müsste eine korrekte Infektionsrate sowie die Rate an bereits Genesenen und Immunen kommuniziert werden. Je mehr Immune desto besser für alle! Um dabei der sehr hohen Dunkelziffer Rechnung zu tragen, sind Antikörpertests und entsprechende Forschungsprojekte zwingend breit respektive in relevanten Stichproben durchzuführen. Nur so wissen wir, wann die 70% Immunisierung erreicht und damit die Bevölkerung geschützt ist.

 

Sich dieser Einsicht zu verschliessen, hiesse, mit dem Volk russisches Roulette zu spielen bzw. bewusst eine zweite oder gar dritte Welle, sowie regelmässige neue für Wirtschaft und Gesellschaft folgenschwere Lockdowns zu riskieren!


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